Mittwoch, 3. August 2016

10. Tag: Mit dem Nationalparkführer in den Etosha

Wir wollen das (vermutete) Highlight der Reise - zumindest was Naturbeobachtungen betrifft - in vollen Zügen genießen. Deshalb klingeln die Wecker heute um kurz nach 5 Uhr. Start ist für 6 Uhr geplant, damit wir zum Sonnenaufgang am 8km entfernten Anderson-Gate, einem der drei Eingangstore zum Etosha-Nationalpark sind.


Unser Frühstück haben wir im Lunchpaket dabei. Und von der Ferne hören wir auch ein Motorengeräusch - muss unser Nationalparkführer sein. Tatsächlich. Er ist es. Kird ist sein Name, lebt seit der Geburt in Namibia, Nachkomme deutscher "Schutztruppler", wie die Soldaten hier früher hießen. Ein richtiger Naturbursche, seine Heimat ist die Wildnis, er kennt jeden Busch und Strauch und natürlich jedes Tier mit Namen. Wir sind riesig froh, dass wir gerade ihn gebucht haben, um nach Begegnungen mit Elefanten, Löwen und Leoparden heute Abend wieder lebendigen Leibes in der Farm anzukommen. Auch unsere besorgten Angehörigen daheim können aufatmen: Anne und Dirk haben weder Kosten noch Mühen gescheut und den Besten engagiert. Das ist er:

 

















Wir starten mit Kird bei Sonnenaufgang gegen 6:15 Uhr an unserer Farm, sind wenige Minuten später am Parkeingang. Wir müssen uns registrieren, die Reisepässe werden eingelesen und alle Daten der Personen und unseres Autos registriert. Da abends alle  wieder draußen oder in einem der vier Camps sein müssen, kontrollieren sie so, dass niemand abhanden kommt.

Mit der dunkelroten Sonne am Horizont fahren wir in den Etosha-Nationalpark hinein und steuern wenige Kilometer hinter dem Gate das erste Wasserloch - Ombika - an. Diese Löcher sind entweder natürlicher Art oder künstlich angelegt. Besonders in deren Umgebung lassen sich jetzt gut Tiere beobachten, denn es ist Winter- und damit Trockenzeit. Die Autos der Parkbesucher stehen dann mit offenen Fenstern am Wasserloch, denn Aussteigen ist im Park strengstens verboten. Wir sehen auch gleich weshalb, denn schon zum Start begrüßt uns eine schöne Miezekatze:

Löwen nur so wenige Meter entfernt in freier Wildbahn zu erleben, ist eine wirklich imposante Sache. Die Wildkatzen sind riesig, strahlen eine Kraft und gleichzeitig auch Ruhe aus, zumindest so lange sie herumliegen, was sie angeblich 20 Stunden am Tag tun. Poldi und Maik sehen sich in ihrem Sternzeichen bestätigt!


Wir fahren weiter, ca. 15km, bis zum ersten Camp Okaukuejo. Hier kaufen wir eine Karte vom Park, in der auch alle Tiere abgebildet sind - für uns zum "abhaken". Außerdem zahlen wir hier unseren Parkeintritt. Das Camp - eines von vier staatlichen - ist eine frühere Militärstation der deutschen Schutztruppe, die kurz nach ihrer Ankunft den Etosha-Park ausgewiesen, Jagdgesetze und -scheine (typisch deutsch, oder?) eingeführt und so die durch Wilderer stark dezimierten Bestände der Tiere wieder hochgepäppelt hatte.

Unser erfahrener Führer Kird lotst uns durch den aufwachenden Etosha in Richtung der nächsten Wasserlöcher Gemsbokvlakte, Olifantsbad und Aus. Unglaublich, wieviel Tiere schon während der Fahrt aus zu sehen sind: Ein Scharbrackenschakal schaut uns mit irgendetwas Undefinierbarem im Mal freundlich an, Springböcke und vor allem Schwarzgesicht-Impalas tauchen ständig im Gebüsch auf oder grasen in der Steppe. Wir entdecken auch ein Damara Dik-Dik aus der ähnlichen Gattung, Kudus und - erstmals am nächsten Wasserloch - auch Zebras. Später sehen wir sie öfter, etwa beim Queren der Straße.


Die Entdeckung für uns neuer Tierarten geht so, dass einer von uns beim Fahren plötzlich aufschreit, was den einen oder anderen angesichts der frühen Stunde aus seinem Halbschlaf reißt. Maik als unser Chauffeur legt dann aus den höchstens 60 erlaubten km/h eine Vollbremsung hin und wir nehmen mit den Ferngläsern und Dirks Spiegelreflexkamera die optische Beute ins Visier. Dazu gehören auch ziemlich schnell Giraffen. Ihr seltsamer, einmaliger Körperbau, verbunden mit ihrer äußerst gelassenen, grazilen Fortbewegung, macht sie zu eindrucksvollen Geschöpfen.

Auf diese Weise lernen wir entlang der meist recht gut ausgebauten Schotterpisten und Dank der fachkundigen Erläuterung durch Kird auch allerhand Vögel kennen, die wir sogleich im Bestimmungsbuch abhaken: die Kapkrähe, die Gackeltrappe, die Rotschopftrappe, den Weißbürzel-Singhabicht oder einen Raubadler.

Plötzlich entdecken wir auch eine ganz besondere Tierart. Sie fährt in komischen Bussen umher und fotografiert aus den Fenstern: Touristen...

Wir bewegen uns auf unserem Rundtrip östlich des Camps nun von Süden, vom Wasserloch Aus, in Richtung Etosha-Pfanne.

 
Wir fahren entlang der Pfanne westlich zurück in Richtung Camp. Die Pfanne ist eine bis zu 110km lange und bis zu 60km breite Salzsteppe, ein ausgetrockneter See, der sich in der Regenzeit nur sehr selten und nur teilweise füllt.

Wir erreichen nach insgesamt gut 5 Stunden wieder Okaukuejo, suchen als erstes die Toiletten auf, was angesichts des hier nötigen Trinkens bei gleichzeitiger Hoppelpiste und Austrittsverbot aus dem Auto eine nicht nur für die Mädels dringende Angelgenheit war.

Wir hatten am Abend vorher vom Sohn unseres Wirts erfahren, dass um 14:30 Uhr die Elefanten hier an das ziemlich berühmte Wasserloch des Camps kommen. Wir sind jetzt schon knapp drei Stunden früher hier und schauen schon mal vorbei. Und siehe da, ein Dickhäuter gibt sich jetzt schon neben unzähligen Oryx-Antilopen und anderem Kleingetier die Ehre.

 
Wir schauen uns von den bequemen Sitzbänken und einer kleinen Tribüne, die hier extra errichtet wurde, das Schauspiel an: Der imposante Bulle trinkt erst in aller Gemütlichkeit vom Rand des kleinen Sees vermutlich einige hundert Liter Wasser. Danach bewegt er sich ins Wasser hinein und beginnt damit, sich ein Wasser-Schlamm-Gemisch - aufgesaugt mit seinem Rüssel - ziemlich präzise auf seinen Körper zu spritzen. Es dürfte der Abkühlung dienen und gleichzeitig dem Auftragen einer Schutzhülle gegen Insekten und sonstiges störendes Getier.

Gegen 14 Uhr machen wir uns auf den Nachhausweg. Plötzlich ein Stau auf der Piste. Autos mit Warnblinkern. Schnell bemerken wir den Grund: Links von uns läuft eine Elefantenfamilie im Gänsemarsch durchs Gebüsch. Der Leitbulle vorneweg, dazwischen drei Jungtiere, ganz hinten wieder ein Koloss. Ein tolles Bild, wie sie so gemächlich durch die Landschaft ziehen.

Gegen 15 Uhr sind wir zurück auf unserer Farm, sind irgendwie alle todmüde heute. War früh heute morgen und dann den ganzen Tag voller Eindrücke. Legen uns im Laufe des Nachmittags alle zum Mittagsschläfchen aufs Ohr, bevor wir uns gegen 18 Uhr wieder im Gastraum treffen, schwätzen, chatten, bloggen etc. In Laubach gibts gerade einen Feuerwehreinsatz, bekommen unsere Blaulicht-Leute im Reiseteam mit. Und heute Vormittag hat einer im Altstadtcafé Leute bedroht - bleibt uns im Busch alles nicht verborgen.

Um 19 Uhr gibts leckeres Essen - Springbock gegrillt und gebraten mit leckeren Beilagen. 

 
Wir sitzen noch bis 21 Uhr schön zusammen, bevor sich die Wege in die Zimmer und Betten trennen. Morgen haben wir einen langen Weg vor uns - zur Etendero-Farm eines ausgewanderten Rabenauers...





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