Sie stehen jetzt direkt vor unseren Häusern. Männer und Frauen sehr westlicher, ja fast urbayrischer Herkunft, mittleres bis höheres Alter, drahtig, Knickerbocker, Wanderschuhe, rotkariertes Hemd und Rucksack am Wanderstock über der Schulter. Was machen die hier? Sie brüllen uns jetzt einen, den Älteren von uns vertrauten Ohrwurm entgegen und fordern uns damit ziemlich drastisch auf: "Komm doch mit auf den Underberg!". Was? Wie bitte? Wir sind doch am Brandberg, nicht am Underberg.
Kann nur ein Alptraum gewesen sein. War es gestern Morgen bei Anne noch Tom Cruise, sind es heute Morgen bei allen gleichzeitig militante Kampfwanderer aus der Magenbitterwerbung längst vergangener Zeiten.
Als wir richtig wach sind, merken wir, wer Schuld ist an unseren Wahnvorstellungen:
Die blöden Papageien im Restaurant sind aufgewacht. Sie trällern heute nicht nur seltsame Handyklingeltöne und rufen leise "Hallo", sondern wecken die Gäste der Lodge mit einer unendlichen Wiederholungsschleife der altbekannten Underberg-Werbung.
Aber Leute, jetzt sagt mal ganz im Ernst: Wer bringt diesen Vögeln mitten in Afrika so etwas bei?
Gegen 10:30 Uhr machen wir uns auf den Weg. Unsere nächste Station ist die Vingerklip-Lodge - benannt nach der Fingerklippe, auf die wir später noch zu sprechen kommen. Unsere heutige Route:
Wir füllen an der Tankstelle in Uis noch Sprit auf und fahren einmal durch die stillgelegte Zinn- und Wolframmine von Uis.
Man muss wissen, dass Uis bis vor ein paar Jahren eine reiche Minenstadt war. Über 500 Arbeiter förderten hier im weltgrößten Zinn-Tagebau den Rohstoff aus der Erde. Mit dem Verfall der Rohstoffpreise aber lohnte der Abbau nicht mehr, da die Zinn-Konzentration der Uis-Mine die weltweit geringste war. So verloren vor ein paar Jahren alle Arbeiter ihren Job und hohe Arbeitslosigkeit brach herein. Der Tourismus ist jetzt das einzige Standbein hier.
Bevölkert wird das Gebiet hier offenbar auch von Elefanten, die wir allerdings nicht live erleben, sondern nur deren ziemlich frische Exkremente am Straßenrand bewundern. Maik behauptet, mit dem Finger auch einen Test der Konsistenz und des Geschmacks gemacht zu haben, was allerdings keiner gesehen hat.

Wir fahren weiter auf der C35 bis nach Khorixas. Am Wegesrand stehen kleine Häuschen, an denen die Damara-Ureinwohner Edelsteine und handgefertige Sachen verkaufen. Anne erwirbt einen kleinen, handgeschnitzten Elefanten, den sie Gerhard Körber, Kollege ihre Vaters bei der Sparkasse und passionierter Elefanten-Sammler, mitbringen will. Gegen ein Trinkgeld, das sie mit reinverhandelt in den Elefanten, darf man sich auch mit ihnen fotografieren lassen, was wir alle - bis auf Poldi - auch tun. Die Urvölker haben hier in Namibia nach der Unabhängigkeit von England 1990 feste, große Gebiete zur Selbstverwaltung zugeteilt bekommen. Und wir durchqueren hier gerade das Damara-Land.
Gut 30 Kilometer hinter Khorixas erreichen wir die Vingerklip-Lodge. Sie hat ihren Namen von der Fingerklippe, die mitten aus der Steppe als gut 50 Meter hoher Felsen herausragt. Überhaupt erinnert die Landschaft rund um unsere traumhafte, heute zur Abwechslung mal wieder sehr luxuriöse Lodge wie zum Verwechseln an Arizona - Steppe mit monolitisch herausragenden Felsformationen.
Das Team an der Rezeption begrüßt uns herzlich mit einem Cocktail, bevor wir unsere zwei Häuser beziehen. Wie traumhaft der Blick von der Terrasse (mit Zebras und Pferden am Wasserloch) ist, beweist diese Aufnahme.
Wir holen uns an der Bar einen Kaffee und leckeren Mamorkuchen und legen uns zur Entspannung erstmal an einen der beiden Pools und zum Hardcore-Relaxing in die genialen Luxus-Hängematten...
Gegen 17 Uhr beginnt unser Aufstieg zu "Eagles Nest", dem Panorama-Restaurant hoch oben auf dem Felsen - mit abenteuerlichen Treppenkonstruktionen.
Weil wir seit dem Frühstück wieder mal nichts gegessen haben, nimmt der Hunger einiger Mitreisender aggressive Formen an: So reißt Poldi vor purer Gier dem Maik das Hemd kaputt, bloß weil er vor ihm läuft und zuerst am Futternapf sein könnte.

Es soll zwar erst um 18:30 Uhr Essen geben, aber wir wollen den Sonnenuntergang (mit der Fingerklippe links von uns) genießen...
Doch schon um kurz nach 18 Uhr gibt es im Restaurant "über den Dächern" Namibias (rechts im Bild) das leckere Barbeque - mit frisch gegrillten Oryx-, Lamm- und Schweinesteak, Impala-Würstchen, Maisbrei, Kartoffeln, Gemüse und leckeren Saucen.
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