Donnerstag, 4. August 2016

11. Tag: Vom Etosha in die Rabenau

Die letzte Nacht war eine Aufregende. Dirk war wie fast immer der Letzte, der zu Bett ging, weil das Internet immer besser wird zum Hochladen von Bildern in diesen Blog je weniger Nutzer im Wlan sind. Nachdem sich Maik gegen 21 Uhr und Anne um halb zehn verabschiedet hatten, nutzte er die Chance für breiten Datenzugang bis Lokalschluss um 22 Uhr - und schaffte es tatsächlich, für die verehrten Leser noch ein paar fotografische Impressionen aus der Wildnis digital bereit zu stellen (was wegen des wirklich lahmen Internet vorher stundenlang nicht ging). 

Parallel gab es mit seiner, derzeit zum Wandern im Kleinwalsertal weilenden Gattin noch eine kleine Diskussion per WhatsApp, weil sie beim Lesen des Blogs (und vor allem beim Betrachten des Naturparkführerfotos) gar nicht bemerkt hatte, dass "Kird" Dirk war und wir uns einen Heidenspaß daraus gemacht hatten, das Foto zu stellen und per Montage zu verfremden. Hat also alles funktioniert: Die Mutti hat es nicht gemerkt - der eine oder andere Leser schon oder auch nicht. Riesengaudi war jedenfalls garantiert.


Aber zurück zum Lokalschluss um 22 Uhr und dem letzten Gast in der Bar: Dirk steigt um 21:57 Uhr mit dem Hochladen des letzten Fotos von gestern aus dem Wlan aus und verlässt zur Freude des Farmbetreibersohnes, der auf den letzten Gast warten muss, endlich das Lokal.

Er macht sich auf den Weg zu seinem Zimmer, unterquert dabei den Fledermausbaum, in dem sich prompt ein Aufschrei entwickelt, und steuert sein Zimmer an. Ganz vorsichtig drückt er die Türklinke herunter, um seinen Bettnachbarn Maik nicht wie in Swakopmund zu Tode zu erschrecken - und vor allem nicht wieder zu einem Todesangstschrei wie damals zu verleiten.

Aber Dirks Sorge um Maiks Nachtruhe war völlig unnötig, wie sich jetzt rausstellt. Der Gute schläft nämlich Dank Oropax so gut und tief und fest, dass sein leises, zufriedenes Schnarchen durch das dünne Holztürblatt nach draußen dringt. "Wunderbar", denkt Dirk, "dann wird er sicherlich nicht wach, wenn ich jetzt leise reingehe." Doch damit wird es nichts, denn der gute Maik hat zum Schutz vor blutrünstigen Einbrechern und Mördern, die hier ja überall herumlungern, die Zimmertür von innen verschlossen. Und Dank des Lärmschutzes in den Ohren und des auch ohnehin von ihm bekannten unstörbaren Tiefschlafs schon 3 Minuten nach dem Augenschließen, lässt er sich auch von zunächst vorsichtigem, leisen, später festem und lauten Klopfen, Rufen, Tür- und Fensterhämmern nicht aus dem Schlaf des Gerechten aufwecken. Inzwischen dürfte dafür das ganze Camp wach sein. Aus der Richtung von Maiks Bett aber kommt ein unverändert ruhiger, sonorer Schnarchton.

Was jetzt tun? Dirk weckt seine Jungs, aber im Gegensatz zu den anderen beiden Zimmern haben sie nur zwei statt drei Betten. Bevor er das freundliche Angebot der Mädels annimmt, das dritte Bett bei ihnen zu nutzen, schnappt er sich von dort eine Gästematratze und das dritte Bettzeug von ihnen und richtet sich sein Lager auf dem Fußboden im Jungszimmer ein. Eine Nacht auf dem harten, kalten Beton liegt vor ihm. Aber er ist froh, dass sein Kumpel Maik wenigstens tief und fest und vor allem sicher schläft.


Jener wird allerdings um kurz nach 1 Uhr wach, um die Toilette aufzusuchen, entdeckt Dirks leeres Bett, überlegt noch kurz, ob er immer noch bloggt oder sich unterhält im Lokal. Sehr schnell wird ihm aber klar, was passiert ist und dass er aus purer Gewohnheit den Zimmerschlüssel herumgedreht hat. Jetzt plagt ihn die ganze Nacht ein schlechtes Gewissen, das er nur kurzfristig durch das Fluten der Duschwanne überlagern kann, durch die er zumindest für eine Stunde eine im Sifon lebende Grille zum Schweigen bringt.

Beim gemeinsamen Frühstück um 8:30 Uhr ist der Spaß riesengroß über die nächtlichen Aktivitäten und Wanderungsbewegungen zwischen den Zimmern.

Gegen 10 Uhr brechen wir dann auf - in Richtung der Etendero-Farm, etwa 200km im Süden. Diese Jagdfarm gehört seit 11 Jahren dem Rabenauer Horst Dietz, über dessen Geschichte wir vor Monaten in der Gießener Allgemeinen gelesen hatten und den wir heute besuchen wollen.

Um kurz nach 12 Uhr sind wir in der Kleinstadt Otjiwarobgo, kaufen im Supermarkt Wasser und ein paar Medikamente gegen Annes Erkältung ein. Am Geldautomat heben Einige von uns Bargeld ab - es gehen immer nur 2000 Namib-Dollar, was in etwa 130 Euro entspricht. Wir brauchen viel Bargeld, denn unser Rabenauer Freund akzeptiert nur Cash.

In dieser Stadt befindet sich zudem Namibias einzige Krokodilfarm, die ein Deutscher betreibt und die wir nach kleiner Suchfahrt durch Fragen eines Schuljungen auch finden. 

 

























Dort führt uns ein witziger Namibier, der sieben Sprachen spricht, durch die Anlage. Er erklärt uns alles über die Krokodilzucht, die hier betrieben wird. 14 weibliche und vier männliche Altkrokodile - alle um die 50-60 Jahre auf dem Panzer und 600 bis 1000 Kilo schwer - produzieren jährlich 1500 Nachkommen, die aufgezogen werden und im Alter von 3-7 Jahren in die Vermarktung gehen. 


Meist geschlachtet, denn wertvoll ist das Leder für Gürtel, Taschen oder Schuhe. 660 Euro bringen die zerlegten Teile, lebendig verkauft sich das Tier nur zu einem Drittel.

 
Unser Guide zeigt uns die verschiedenen Schau-Gehege mit Tieren unterschiedlicher Altersklassen. Das jüngste Krokodil dürfen wir auch mal streicheln - es ist so 3-4 Monate alt.
 

Im Restaurant der Farm essen wir zu Mittag - die kulinarisch Mutigen unter uns - Poldi und Maik - wählen Kroko-Gerichte - Poldi einen Krokoburger, Maik ein Steak. Das Essen ist lecker und äußerst reichhaltig, so dass wir uns mit vollen Mägen um kurz vor 15 Uhr in die Autos kugeln auf dem weiteren Weg zur Etendero-Farm.

Die erreichen wir so gegen 17 Uhr, denn die Fahrt zieht sich doch, zumal aus der Teerpiste plötzlich wieder Schotterstrecke wird. Die letzten 25 Kilometer sind zudem nicht nur eine kleine, schmale Sandpiste, sondern führen durch das Privatland von bestimmt drei Farmen, an deren Grenzen und teils dazwischen wir (= Anne) immer wieder Gatter auf- und zuschließen müssen. Wir kommen vorbei an einer in burgähnlicher Schloss-Optik erbauten Lodge irgendeines deutschstämmigen Adligen - mit Bundesadler auf Schwarz-Rot-Gold vom höchsten Turm wehend, versteht sich. Sehr abgefahren hier im Busch.

Fast schon zum Sonnenuntergang und nach Begegnung mit zahlreichen kleinen und großen Tieren am Wegesrand kommen wir auf Etendero an und werden herzlich von Regine Kroll, der Frau von Horst Dietz, auf dem herrschaftlichen Anwesen begrüßt. Nach einer kühlen Erfrischung kommen dann erst die Hofhunde begeistert zur Begrüßung, dann im Jeep der Hausherr, der nach einem kranken Rind in seiner Herde geschaut hatte.

Wir unterhalten uns bis halb Zehn mit ihm und seiner Frau über Gott und die Welt - vom Kreis Gießen bis Namibia und zurück -, genießen dazwischen leckere panierte Oryx-Schnitzel (die wie Schweineschnitzel schmecken und von der Farm sind) mit Jägersauce, Salzkartoffeln, Karotten, Salat und köstlichem Quarkdessert. Es ist total witzig, weil Horst Dietz viele Leute aus dem Kreis und aus Laubach kennt und zudem Gießener Tageszeitung im Internet liest, bestens informiert ist über alles, was daheim passiert.

Gegen 22 Uhr liegen alle in den Federn und freuen sich morgen auf eine Rundfahrt im Jeep über das 11.000 Hektar große Farmgelände. Unsere Tour heute:

 


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