Sonntag, 7. August 2016

13. Tag: Erindi - den ganzen Tag (ohne Wlan)

Unser heutiger Tag sollte wenig spektakulär werden. Wir haben zwei Nächte hier gebucht. Die erste ist herum und wir entschließen uns, heute keine der angebotenen Touri-Touren zu machen auf den großen offenen Safari-Lkw. Denn erstens sind Touris, zumal Deutsche, peinlich (wir ausgenommen). Zweitens sagen wir uns, dass wir eigentlich schon alles (Wesentliche) aus der hiesigen Tierwelt gesehen haben auf den diversen Touren der letzten 13 Tage oder direkt vor uns am Wasserloch.

Also legen wir einen Chilltag ein, zumindest was den männlichen Teil der oberhessischen Reisegruppe betrifft. Denn als die Herren sich um kurz nach 8 Uhr aus den verschiedenen Betten bewegen, haben unsere Damen bereits im nahen Kiosk-Gebäude die erste Maschine Wäsche gewaschen. Respekt!

Im Haus der Ossis bereiten alle zusammen das Frühstück zu. Anne macht Rüherei und schnippelt Äpfel zum Müsli mit Joghurt. Dirk kocht den (Instant-)Kaffee, Alisa deckt den Tisch draußen auf der Terrasse. Mit dem Blick auf unsere Nilpferde genießen wir ein wirklich leckeres Morgenmahl.

 
Poldi ist nicht ganz so gut drauf heute. Sein Handy hat ihm schon angezeigt, dass Laubachs Feuerwehr gestern Nacht ausgerückt ist. Der dritte Einsatz während seines Urlaubs und somit ohne ihn. Als er von Anne (und die von ihrem Papa) noch erfährt, dass es in einer Wohnung in der Innenstadt gebrannt hat und Poldi womöglich als Atemschutz-Geräteträger hätte eingesetzt werden können, ist seine Stimmung auf dem Tiefpunkt. Niemehr fährt er in Urlaub, beschließt er in diesem Moment.

Das Spülen nach dem Frühstück gestaltet sich für die jetzt diensthabenden Oßwalds langwierig, weil der Bratentopf, in dem Anne die Eier gemacht hat, unbeschichtet war und sich die Eier entschieden hatten, eine besonders feste Verbindung mit dem Alu einzugehen.

Im Anschluss an den ausgiebigen Spülvorgang gehen Maik, Poldi und Dirk zum Kiosk einkaufen - Wasser und Lebensmittel für das Abendessen. Außerdem ist jetzt auch für die vier Jungs bzw. deren Schmutzkleidung ein Waschgang angesagt. Maik übernimmt die Federführung, denn die drei Oßwalds sind von dieser Kompetenz leider völlig unbeleckt. Im Kiosk kaufen sie einen Coin (Token) für die Waschmaschine im Hinterraum. Die ist aber noch voller Wäsche anderer Gäste, so dass wir wieder unverrichteter Dinge zurück zu unseren Häusern spazieren. Dabei treffen wir eine Familie aus Aachen, die schon mit uns in der Eldorado-Farm war und die wir auch im Etsoha-Park getroffen haben. Die Wege der Touristen sind doch ziemlich ähnliche, wie wir feststellen.

Maik erledigt später das Wäschewaschen alleine, denn die Oßwalds machen sich mit ihrem Isuzu-Pickup auf den Weg durch die Wildnis, um auf die Jagd zu gehen. Aber nicht nach Großwild, sondern nach freiem Wlan! Kann sich jemand vorstellen, was es für zwei Jugendliche bzw. junge Erwachsene im Alter von 17 und 19 Jahren, deren Hände mit dem Smartphone zusammengewachsen sind, bedeutet, inzwischen gut 16 Stunden keine Internetverbindung zu haben? Also fahren die Drei aus dem "Camp Elefant", dem Selbstversorger-Areal des riesigen Erindi-Resorts, zur 25km entfernten "Old Traders Lodge", dem Edel-Part  des Parks mit Villen und Restaurant. Hier soll es Wifi geben, hatten sie heute Morgen im Kiosk erfahren.

Nach halbstündiger Fahrt (Poldi steuert übrigens im Urlaub zu 95% den Geländewagen der Oßwalds) kommen sie an und werden von einem Kofferboy schon herzlich begrüßt. Koffer haben sie aber keine dabei, dafür nach Internetsignalen lechzende Handys. An der Rezeption sitzt ein schwarzer, dicker, weiblicher Drache, der den Dreien erst einmal zu verstehen gibt, dass sie ohne amtliche Erlaubnis gar nicht hätten durch den Park fahren dürfen. Wer ihnen das denn erlaubt hätte, gafft die Rezeptionistin Dirk barsch an. Der überlegt kurz, zückt seinen Presseausweis und stellt sich als deutscher Reisejournalist vor. Schlagartig verwandelt sich der Drache zum zärtlichen Reh und telefoniert freundlichst mit dem Restaurant, in dem die Drei jetzt gerne einen Drink einnehmen können. 

Was sie auch in fetten Sesseln auf der Terrasse des Lokals tun, den Blick dabei gerichtet auf ein riesiges Wasserloch unter ihnen, das eher einem Flusslauf gleicht. Giraffen traben am Ufer entlang und knabbern Grünzeug von den Sträuchern.

 
Die Drei sitzen bestens, genießen Ausblick und kühle Getränke, erreichen aber das Ziel ihres Ausflugs nicht. Denn trotz aller erfolgreich angewendeter Tricks, die Lodge zu erreichen und zu betreten, kriegen sie hier keine Verbindung ins World-Wide-Web. Es gibt zwar haufenweise offene Wlans, in die sie sich auch einloggen, aber die Wlans der Lodge haben aufgrund einer technischen Störung keine Verbindung ins Netz. Pech gehabt! Zeit für die Rückfahrt ins Camp Elefant.

Nach dreißig Minuten Fahrt kommen sie von ihrem illegalen Trip zuruck. Es ist jetzt gut 15 Uhr. Am Haus der anderen Drei flattert die Wäsche im Wind, die Maik gewaschen und an einer mit Kofferbändern selbstgebauten Wäscheleine in den warmen namibischen Wind gehängt hat.

 















Die Drei haben unterdessen auch eine Episode von Hitchcocks "Vögel" eingespielt. Als Alisa Kekskrümel an der Feuerstelle auskippt, kommt erst dieser Spion-Papagei, dann 40-50 andere, kleine Geier, die einen Mordskrach machen und sich nicht nur auf die Krümel stürzen, sondern auch die Oberhessen angreifen. Maik wehrt sich mit Hilfe aus Wasserflaschen gebauter Spritzpistolen und eines Stuhls, mit dem er auf die Biester losgeht. Der Veröffentlichung des entsprechenden Fotos hat er aus Imagegründen hier leider widersprochen.









Nach einem nachmittäglichen Kaffee und einem Plausch über alles und jeden beginnt der Magen zu knurren. Als auch die jungen Herren nach der vergeblichen Jagd aufs freie Wlan und kurzer Mittagsruhe auf die Nachbarterrasse kommen und durch die Blume fragen, wie die weitere kulinarische Planung denn heute so aussähe, entschließen sich Maik, Anne und Alisa, das Thema aktiv anzugehen. 


 
Aus 1,5 Kilo Spaghetti, übrigen Hacksteaks vom Barbecue gestern und verschiedenen Dosen-Tomaten aus dem Kiosk zaubern sie eine extrem leckere Spaghetti Bolognese, die wir gegen 17:30 Uhr gemütlich auf der Oßwald'schen Terrasse verspeisen.

 



Danach sitzen wir bei Wein und Bier noch zwei schöne Stunden zusammen. Anne entdeckt ein Nashorn am Wasserloch, womit wir nun endlich auch ganz offiziell alle "Big Five" der afikanischen Tierwelt (Löwe,  Giraffe, Leopard, Nilpferd, Nashorn) abgehakt hätten.

Heute schon gegen 20 Uhr trennen sich die Wege der sechs Oberhessen. Es ist erstens ab 18 Uhr stockfinster, wird zweitens schon wieder ziemlich kalt auf der Terrasse, denn wir bewegen uns seit Etosha wieder gen Süden und sind immerhin zurück auf 1560 Höhenmetern angelangt. Und drittens wollen wir morgen um 8 Uhr hier die Kurve kratzen, um nach 170km Fahrt in Windhoek, dem letzten Tag in Namibia, alles erledigen zu können, was noch so ansteht...

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