Sonntag, 7. August 2016

12. Tag: Mit Horst aufs Farmland...

Unser Morgen auf der Etendero-Farm beginnt mit einem ausgesprochen leckeren Frühstück. Zusammen mit den Farmbesitzern essen wir gegen 8:30 Uhr leckeres Rührei mit Speck, Toastbrot, Müsli, frischem Obst und allerhand Aufschnitt. Maik ist begeistert vom Corned Beef, das Horst gestern selbst hergestellt hatte und stolz serviert. Die Zwei mögen sich, wie sich im Laufe des Vormittages noch vertieft herausstellen sollte.

Wir kommen beim Kaffeetrinken schon wieder ins quatschen über Lokal- und Weltpolitik von Namibia bis Oberhessen. Ein Thema führt zum nächsten und wir müssen uns um kurz vor 10 Uhr mühsam aufraffen, um unser Programm langsam anzugehen. Horst will mit uns noch eine Fahrt über das Farmgelände machen. Vorher räumen wir die Zimmer und packen die Autos, denn eine ganze Gruppe ist für alle rund 15 Zimmer heute angekündigt. 90% der Farmgäste sind Deutsche, erfahren wir, die meisten kommen über zwei, drei größere Reiseveranstalter.

Wir besteigen die nach oben offenen Sitzbänke des Jeeps, Horst sitzt vorne und fährt. Zwei kleine süße farbige Farmbewohnerkinder begleiten uns sowie einer der Hofhunde.

 
Die Fahrt geht zunächst zu einem Teil der in den letzten Monaten von 400 auf 250 stark dezimierten Rinderherde. Wegen akuter Dürre im Land finden die Tiere auf dem ohnehin kargen Farmland nicht mehr genug Grünes zu fressen und drohen zu verhungern. 

Heu gibt es mangels Wiesen keines dazuzufüttern, also haben Dietzens 150 Tiere bereits verkauft in den letzten Monaten. Heute kontrolliert Horst ein krankes Tier, das er gestern während unserer Ankunft noch behandelt hatte. Aber: Es liegt tot auf der Weide.




Anne und Maik betätigen sich sogleich professionell als Viehtreiber und scheuchen den Rest der Herde aus den Gattern raus aufs Land. Horst ist begeistert. "Jobangebot kommt", kündigt er den Beiden an, zumal Maik als gelernter Elektroinstallsteur ihm noch ein Stromproblem erläutern bzw. zur Lösung beitragen kann. Wir fahren mit dem Jeep ein Stück hinter der Herde her, aber die Tiere kennen ihren Weg.

Horst fährt mit uns dann weiter auf eine Erhebung, von der aus man einen tollen 360-Grad-Blick in das von Gebirgszügen am Horizont eingerahmte Gebiet hat. 

 
Er beschreibt uns die Grenzen der 11.000 Hektar (!) großen Farm, die bis zum Horizont gehen - unfassbar, wenn man bedenkt, dass die gesamte Großgemeinde Laubach "nur" 10.000 Hektar umfasst. 

Auch dort oben, dem Platz eigentlich für Sonnenuntergangsfahrten, erklärt er uns anschaulich das Alltagsleben der Menschen hier in Namibia im Allgemeinen und das der Farmer im Besonderen, das Verhältnis von Schwarzen und Weißen, die Chancen und Risiken des Landes. Wir kleben an seinen Lippen, selbst unsere jungen Männer hören gebannt zu, erfahren hier viel davon, wie es hier wirklich läuft im wahren Leben. Poldi sagt später, das wäre der bisher schönste Teil der Reise gewesen.

Zurück an der Farm, machen wir ein Gruppenfoto am Zitronenbaum für einen Zeitungsbericht daheim über unseren Besuch bei den Beiden und trinken mit Horst und Regine noch etwas Kühles zum Abschluss auf der Veranda, serviert natürlich - wie es sich für Oberhessen gehört - auf einem "Licher-Tablett" aus dem Herzen der Natur.

 
Dirk lädt noch mühsam durch das immer noch sehr lahme Wlan-Netz wenigstens drei Bilder hoch für die Daheim-gebliebenen (siehe unten).

Auf der Übernachtungs-Rechnung räumen die Rabenauer den Laubachern (mit Steinbacher Gast) einen netten zehnprozentigen "Hessen-Rabatt" ein, bevor es gegen 13:30 Uhr nach herzlichem Abschied weiter geht in Richtung Süden.

Unser Ziel heute ist die 80km entfernte Erindi-Farm. Auf dem Weg dorthin tanken wir (immer nur zur Sicherheit, obwohl die Tanks meist noch Dreiviertel voll sind) die Autos voll.

 
Am späten Nachmittag kommen wir auf der Erindi-Farm an - einem riesigen privaten Wildpark mit 55.000 Hektar (!) Größe und unzähligen dort in freier Wildbahn lebenden Tieren. Der Etosha-Park im Kleinen, könnte man meinen. Jens und Gabi Schäfer-Klaus hatten uns im letzten Jahr den Tipp gegeben, hatten in den höchsten Tönen geschwärmt davon. Zu Recht, wie sich in der folgenden Zeit herausstellen sollte.

An einem der Eingangstore, an dem wir anlanden, geht erstmal per Lichtschranke der akkustische Alarm los. Aus dem nahen Wärterhäuschen kommt ein mit Kalaschnikow-Maschinengewehr bewaffneter Wärter auf uns zu. Puh! Das hatten wir auch noch nicht. Er ist aber sehr freundlich. Wir müssen uns in Listen eintragen, bevor wir reingelassen werden. Der Grund dieser martialischen Bewachung ist wohl der Schutz vor Wilderern in dem mit wertvollen Wildtieren besiedelten Park. 

Hier sind wir zwei Nächte - haben schöne Selbstversorgerhäuser im Camp Elefant direkt an einem beleuchteten Wasserloch.

 
Schon zur Ankunft fallen uns fast die Augen aus dem Kopf. Vielleicht 30 Meter vor unseren Häusern - getrennt natürlich durch stark gesicherte Elektrozäune - begrüßen uns zahlreiche Nilpferde, Krokodile, später auch ein imposanter Elefant und allerhand Kleinviehzeug am Wasserloch. Eine unglaublich traumhafte Kulisse in der Abendsonne...

Während Dirk diese Zeilen und "Notizen für die Provinz"-Rubrik für die Giessener Allgemeine verfasst, holen die anderen am Shop an der Rezeption Essenszutaten inkl. Brennholz für unser Barbeque heute Abend auf der Terrasse mit Blick auf die wilden Tiere am Wasserloch. Maik und Alisa feuern den gemauerten Außengrill an, während die anderen sich an dem Naturschauspiel gar nicht sattsehen können und die Ferngläser und Kameras im Anschlag haben. 
 




Inzwischen sind auch fünf Giraffen da und wieder ein Elefantenbulle, wegen dem sich die Giraffen nicht ans kühle Nass trauen und im Hintergrund halten. Die Nilpferde genießen das faule Herumliegen im Tümpel, gehen nur ab und zu mal gemächlich ans Land. 



Dazwischen allerhand kleines Getier, zu späterer Stunde auch eine Herde Zebras. Es ist wie auf einer Theaterbühne, die Kulisse in der untergehenden Abendsonne wirkt so un-wirklich realistisch, als würden die Tiere wie für einen Film von Heinz Sielmann trainiert hier ihre Rollen spielen. Dabei kommen sie nur wegen der Trockenzeit und Dürre so zahlreich an das weit und breit einzige Wasserloch. Nachts ist es übrigens beleuchtet, so dass wir beim Wein und Bier immer wieder auch den Blick richten darauf, was gerade so herumspaziert vor unseren Augen.

Gegen 22 Uhr verabschieden sich die Letzten ins Bett - Anne, Maik und Dirk. Die anderen Drei hatten sich schon früher nach und nach in ihre gemütlichen Betten verkrümelt.

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